Ich habe einmal drei Aspekte der oberflächlichen Bewertung von Schönheit herausgeschrieben, die sich in meiner Recherchephase hervorgehoben hatten:
- Klarheit (Klarheit der Gesichtszüge, der Haut, der Proportionen, der Abstände, Symmetrie, Perfektionismus)
- Entpersönlichung(Depersonalisation) - gestörte Selbstwahrnehmung(Abbau "persönlicher" Beziehungen zwischen Menschen durch oberflächliches Bewerten - Beispiel: tinder, hot or not & dadurch, dass schönen Menschen Vieles einfacher gemacht wird, verzichten sie immer häufiger auf einen bewussten Umgang mit dem sozialen Umfeld)
- Reduzierung auf das Äußere (auf das, was man sieht)
Beim Aufschreiben des letzten Punktes fiel mir der Satz "What you see is what you see" aus dem Bereich "Minimalismus/Minimal Art" ein und beim Suchen einer Definition für Minimal Art stieß ich auf die oben genannten 3 Aspekte (es gibt natürlich weitaus mehr, aber hier nur die, die auf oben genannte Punkte übertragbar sind) :
- Klarheit (schematische Klarheit durch übersichtliche, geometrische Grundformen)
- Entpersönlichung (leblos, fern, nicht zu sich gehörig)
- Reduzierung auf das Äußere ("What you see is what you see")
PHASE 2: RECHERCHE & HINTERGRUND
Definition Minimal Art:
Minimal Art entstand in den frühen 1960er Jahren in den USA als Gegenbewegung zur gestischen Malerei des Abstrakten Expressionismus. Minimal Art strebt nach Objektivität, schematischer Klarheit, Logik und Entpersönlichung. Den Begriff prägte der amerikanische Kunsthistoriker Richard Wollheim 1965 in seinem Essay Minimal Art (Arts Magazine, Jan. 1965). Wichtig für die Begriffsbildung war auch Donald Judd, nach seinen Vorstellungen ging es darum, der Farbe eine plastische Form zu geben, um so in den Raum hinein zu wirken (vgl. Judd "Specific Objects", 1965). Minimal Art definiert sich durch ihren drei-dimensionalen Werkbegriff, ist Plastik. Essentielle Kunstwerke, "spezifische Objekte", konnten deshalb keine Malereien sein, sondern nur geometrische Skulpturen. Diese reduzierten, einfachen, über-sichtlichen, meist geometrische Grundstrukturen (sogenannte Primary Structures), finden sich häufig in serieller Wiederholung. Daraus ergibt sich die industrielle Produktion wie auch der Einsatz von Fertigprodukten (z.B. Stein- und Metallfliesen (Carl Andre), Neonröhren (Dan Fiavin), Stahlrahmen (Donald Judd)), oder die überdimensionale Vergrößerung ( Ronald Bladen, Tony Smith). So entstanden eigene Ordnungen, mit ihren eigenen Regeln und Gesetzen, die mit Gegensätzen wie Anfang und Ende, Fülle und Leere operierten. Vertreter der minimalistischen Skulptur sind ferner John McCracken, Sol LeWitt, Walter de Maria, Robert Morris, Larry Bell oder Fred Sandback. Diese "Inszenierung" in den Raum hinein hatte auch einen maßgeblichen Einfluss für die Entwicklung der postmodernen Konzept- und Aktionskunst im Gefolge des Minimalismus. Obwohl die Minimalisten ganz in der Tradition des klassischen Kunstbegriffs stehen, eröffnen ihre Werke den Zugang zu einem völlig anderen Kunstverständnis. Weil ihre "spezifischen Objekte" nur einfachste geometrische Formen waren, verdeutlichten sie die sinnstiftende Rolle des umgebenden Raumes.
Quelle: http://www.kunstwissen.de/fach/f-kuns/o_mod/minimal-art.htm
Minimal Art erzeugte Verwirrung durch unscheinbar wirkende Objekte, was man allein an der Begriffsvielfalt sehen kann, mit der man diese neue Kunstrichtung zu fassen suchte: ABC Art, Cool Art, Rejective Art, Primary Structures, Literalist Art.
"Streng genommen werden die Objekte, Skulpturen und Installationen von nur fünf Künstlern unter dem Begriff der Minimal Art subsumiert: Carl Andre, Dan Flavin, Donald Judd, Sol LeWitt und Robert Morris. (...) Bemerkenswert erscheint darüber hinaus, dass sich keiner der genannten Künstler je mit der Etikettierung seines Werkes unter dem Label Minimal Art einverstanden erklärt hat. So verwundre es nicht, dass eine hinreichende Definition dessen, was unter dem Begriff in theoretischer und ästhetischer Hinsicht zu verstehen ist, bis heute aussteht. Bislang beruhen die meisten Definitionsversuche der Minimal Art vor allem auf der Analyse formaler Gemeinsamkeiten wie beispielsweise einer reduzierten Formensprache, Serialität, nicht-relationaler Kompositionsverfahren, der Verwendung neuartiger industriell gefertigter Materialien und der Nutzung industrieller Produktionsverfahren."
Die Vorstellung von einem Künstler als einem einsam schaffenden Genie hatte ebenso endgültig ausgedient wie die Auffassung vom Kunstwerk als einmaligem Original. Bemerkenswerterweise zeigte sich schnell, dass Wert und Aura eines Kunstwerks keineswegs von seinem Status als Unikat abhängig waren, sondern dass sie innerhalb einer institutionalisierten Kunstwelt ausgehend von anderen Kriterien gesichert werden konnten.
Minimal Art sollte als gewichtiger Meilenstein eines befreienden Prozesses begriffen werden.
Quelle: Buch "Minimal Art" von Daniel Marzona
PHASE 3: IDEENFINDUNG UND LÖSUNGEN
Nach einem ersten Niederschreiben dessen, was ich später ausdrücken möchte, stieß ich auf Alberto Giacomettis Skulpturen des Minimal Art. Seine Figuren ("Steel-Magnesium Plain") entsprechen dem "Schönheitsideal" mit dem ich meine Grundaussage treffen kann. -> Sie sind so schlank, dass es schon wieder absurd ist, besitzen dennoch eine gewisse Ästhetik
Weitere Gedanken und Lösungsansätze:
PHASE 4: PROTOTYPING UND AUSARBEITUNG
- Formen der Figuren aus Alufolie
- Schattenspiele
PHASE 5: AUSWAHL UND BEGRÜNDUNG
Figuren: Wenn ich erste Lösungsansätze miteinander vergleiche, so finde ich, dass die Figuren keine Beine benötigen; übertrieben lange, instabile Arme hingegen schon. Sie geben dem Gesamtbild einen anderen Charakter.
Untergrund: Bei dem Untergrund habe ich mich für eine längliche Form entschieden, die das Objekt aussehen lassen soll wie einen Laufsteg.
Anordnung der Figuren: nach einem asymmetrischen Gleichgewicht; 7 Stück
PHASE 6: UMSETZUNG
Für das fertige Objekt habe ich einzelne Figuren aus Alufolie angefertigt, die den Schönheitskriterien "dürr" und "groß" entsprachen. Anschließend habe ich sie auf einer länglichen Holzplatte befestigt und in zwei Reihen angeordnet, die einem "Laufsteg" ähneln. Die eine Reihe bewegt sich zum "Zuschauer" hin, die andere bewegt sich von ihm weg. Wobei ich hier das typische Gegenspiel des Minimal Art "Anfang und Ende" aufgreife. Der Betrachter muss diese beiden Begriffe individuell für sich festlegen; es ist kein Anfang oder Ende vorgegeben. Anschließend habe ich die Figuren mit Salzteig bearbeitet(eignet sich vor allem, weil er Risse bildet, die sich mit der Grundaussage in Verbindung bringen lassen).
Für das fertige Objekt habe ich einzelne Figuren aus Alufolie angefertigt, die den Schönheitskriterien "dürr" und "groß" entsprachen. Anschließend habe ich sie auf einer länglichen Holzplatte befestigt und in zwei Reihen angeordnet, die einem "Laufsteg" ähneln. Die eine Reihe bewegt sich zum "Zuschauer" hin, die andere bewegt sich von ihm weg. Wobei ich hier das typische Gegenspiel des Minimal Art "Anfang und Ende" aufgreife. Der Betrachter muss diese beiden Begriffe individuell für sich festlegen; es ist kein Anfang oder Ende vorgegeben. Anschließend habe ich die Figuren mit Salzteig bearbeitet(eignet sich vor allem, weil er Risse bildet, die sich mit der Grundaussage in Verbindung bringen lassen).
Experimenteller Exkurs:
Digital habe ich versucht die Stimmung zu simulieren, die ich gerne im Betrachter auslösen würde. Daher entschied ich mich dazu, die Figuren nicht farblos zu belassen, sondern schwarz anzumalen.
Je nach Licht und Position des Modells bleibt die andere Reihe der Figuren für den Betrachter "unsichtbar".
PHASE 7: LERNEN
Hat die Lösung tatsächlich die Vorgaben erfüllt?
Da dem Betrachter nur wenige Anhaltspunkte gegeben werden, muss er sich selbst mit dem Thema auseinandersetzen. Die letztendlich entstandene Stimmung entspricht auf jeden Fall der erwünschten.
Leider eignet sich Salzteig nur bedingt gut. Die gewünschten Risse entstanden an den falschen Stellen und anstatt die Figuren zu stabilisieren, bricht langsam aber sicher ihr Sockel entzwei.
Mit den zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten hätte man die fertige Statue verkupfern oder anderweitig veredeln lassen müssen, wie es auch die Minimal Art-Künstler getan haben.
Letztendlich haben mir die Schattenspiele aber mindestens genauso gut gefallen wie das Endprodukt, wenn nicht sogar besser.
Letztendlich haben mir die Schattenspiele aber mindestens genauso gut gefallen wie das Endprodukt, wenn nicht sogar besser.
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