Montag, 27. Oktober 2014

Recherche- und Experimentierphase

Ich werde mich mit einigen Gestaltern/Themen und Büchern auseinandersetzen und mich verschiedensten Bereichen zunächst experimentell nähern.

Durch einen Artikel stieß ich auf den Überbegriff "Land Art". 
Ich beschäftigte mich mit Künstlern und Fotografen, die diesen Begriff ins Leben riefen oder in der heutigen Zeit prägen. Folgende Namen sollte man dabei einmal gehört haben: Andy Goldsworthy, Ludovic Fesson, Jeremy Underwood, Lizzie Buckmaster Dove und Emily Blincoe. 

Dabei haben diese Künstler sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Manche arrangieren ihre Naturmaterialien sehr aufwendig, bauen sogar eigenständige Skulpturen daraus. 
Andere wiederum ordnen Gegenstände an, fotografieren sie und eine Sekunde später ist der Moment vorbei und sie können neu angeordnet werden. 

Auch ich habe mich einmal an Naturobjekte herangewagt und 
verschiedene Dinge dabei festgestellt. Wobei dies nicht allgemeingültig ist, sondern meiner persönlichen Meinung entspricht. 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Dinge anzuordnen. Dabei können Farbigkeit, Größe, Form, Beschaffenheit, Anzahl bestimmter Eigenschaften,.. wichtige Faktoren sein. 



 


Manchmal kann Ordnung ganz schön langweilig und unkreativ sein.




Und manchmal reicht eine Kleinigkeit aus, um etwas interessanter zu machen. 



Es liegt im Auge des Betrachters, ob Unordnung ein Bild spannender oder einfach unübersichtlicher macht.


Es gibt eine Grenze zwischen angenehmer und unangenehmer Unordnung. Irgendwo verschwimmt Unordnung in Hässlichkeit. 


Durch ein asymmetrisches Gleichgewicht oder den Goldenen Schnitt kann man Spannung erzeugen. Ist es dann also fast egal, welche Gegenstände ich zeige? Ist das folgende Foto objektiv betrachtet eine gute Aufnahme?


Zum Schluss noch ein Denkansatz: Wann ist etwas einmalig? Hier sehen wir einen Mimikry-Pilz, der einem Gänseblümchen extrem nahe kommt. 

(Als Mimikry (f.) wird in der Biologie die Ähnlichkeit von Tieren einer bestimmten Art mit Tieren einer zweiten Art bezeichnet, sodass Tiere einer dritten Art die beiden anderen Arten nicht sicher voneinander unterscheiden können. Diese Form der Tarnung entstand im Verlauf der Stammesgeschichte, indem die eine Art der anderen Art immer ähnlicher wurde („Vorbild“ und „Nachahmer“). Die Bezeichnung Mimikry wird auch für bestimmte evolutionäre Anpassungen verwendet, die zu einer auffälligen Ähnlichkeit von Pflanzen und Tieren führten.)
Quelle: Wikipedia



Mimikry in der Kunst:

Bei Beschäftigung mit dem Thema "Mimikry" stieß ich auch auf die Kunst, in der man dieses "Stilmittel" schon nutzte. 


Desiree Palmen: 



Jana Röther: 






Da stellt sich mir die Frage, ob Mimikry nur im tierischen und pflanzlichen Bereich Sinn ergeben, oder ob/wie man dieses "Stilmittel" im Bereich des Menschen sinnvoll einsetzen kann. (Wie Soldatenuniformen, die der Tarnung dienen)


Anders geben als wir sind:


Ich lockerte den Begriff des Mimikry als Veränderung oder Vertuschung dessen, was wir sind um uns zu schützen und ließ den Schutzaspekt einmal außenvor. Übrig blieb das Mimikry, bei dem man sich anders, in den meisten Fällen besser gibt, als man ist. 

Wo geben wir uns anders als wir sind?



Nach einem kurzen Brainstorming ging ich näher auf das Thema "Schönheitsoperationen" ein, da die permanente Veränderung für mich die konsequenteste Lösung ist, sich anders zu geben, als man ist. 

Ich startete eine Umfrage, wie sich Männer und Frauen von 0-10 ihrer Schönheit nach bewerten würden. Während die meisten Frauen sich eine 6 bis höchstens 8 verteilten, waren die Männer wesentlich großzügiger. Die meisten gaben sich eine 9 und einige von ihnen witzelten über eine 12. 

Es gibt vermutlich auch Schönheitsoperationen, die kleine "Unstimmigkeiten" zum Schöneren korrigieren. Mich interessieren aber die misslungenen und übertriebenen.












Denis Avner unterzog sich unzähligen chirurgischen Eingriffen, bis er immer mehr einem Tiger glich.



Diese völlige Verzerrung der Realität habe ich einmal versucht zu imitieren.











Gestalterische Ordnung:



Wie bei "Land Art", gibt es Ordnung auch in anderen Bereichen. Gibt man den Begriff "Ordnung" bei Wikipedia ein, findet man ganze 21 verschiedene Arten von Ordnung. Es gibt die biologische Rangordnung, über eine Hausordnung, bis hin zur Ordnungsrelation in der Mengenlehre. 

Ich beschäftige mich näher mit gestalterischer Ordnung und einem Artikel von Klaus-Peter Staudinger. 

Darin lese ich interessante Punkte, die ich hier einmal aufliste:

  • Jegliche gestalterische Ordnung ist zunächst einmal nicht Selbstzweck, sondern sie soll Menschen dazu dienen, sich in komplexen Strukturen zurecht zu finden. Die Hilfsmittel oder Tools sind dabei:
  1. Sortierung 
  2. Systematik
  3. Hierarchien
  4. Gliederung
  5. Struktur
  • Jegliche Ordnung wird aus dem Chaos geschaffen
  • Das Ordnen der Dinge/Gedanken ist ein Grundbedürfnis des Menschen (in unterschiedlicher Ausprägung)
  • Wenn wir eine Ordnung oder Unordnung nicht verstehen, löst dies Angst oder Unruhe aus
  • Wir suchen instinktiv nach Ordnungssystemen, um uns in der Welt zu orientieren
  • Jedes Layout stellt den Versuch dar, eine gewisse Ordnung zu schaffen
  • Um Aufmerksamkeit zu erzeugen braucht es neben optischer Reize auch eine gewisse "Aufgeräumtheit" bei einer gestalterischen oder inhaltlichen Komplexität
  • Da eine Zielgruppe mit der Gestaltung angesprochen werden soll, muss die Ordnung so angelegt sein, dass viele Informationen für viele Menschen sichtbar werden
  • Wer Ordnung schaffen will, muss erstmal seinen Gegenstand, sein gesammeltes Material sortieren. 
  • Bsp.: Typografie. Selbst wenn man bei einer Schrift oder Schriftfamilie bleibt, sind die Möglichkeiten der Textstrukturierung über Größen, Schnitte und Auszeichnungen groß. Beginnt man Schriften zu mischen, werden sie riesig. Es besteht schnell die Gefahr, dass es unübersichtlich wird
  • Beim Sortieren entstehen automatisch Güteklassen (Einzüge/Fettungen/Sonderzeichen zeichnen Besonderheiten aus)
  • Typografische Raster helfen dabei, Ordnung zu schaffen.
  • Farben können eine Ordnung darstellen

Fazit: 
  1. Ordnung kann Informationen überschaubarer machen
  2. So schön eine gestaltete Harmonie auch sein mag, sie steht nah an der Schwelle zur Langeweile 
  3. Typografische Symmetrie stellt nach Meinung des Autors sogar die weitgehende Abwesenheit von Gestaltung dar
  4. Der Eindruck der Vollkommenheit entsteht oft erst dadurch, dass kleine Brüche eingebaut werden
  5. Das im Detail Unvollkommene kann so im Ganzen Übersichtlichkeit, Ausgewogenheit, Klarheit und Spannung beinhalten
  6. Voraussetzung für jegliche Gestaltung ist die vorherige Filterung, das Sortieren/Aussortieren der Inhalte
  7. Gestaltung kann für den Betrachter unordentlich oder ordentlich erscheinen - sie ist immer eine Form von Ordnung


Außergewöhnliche architektonische Ordnungen, die mir gefallen oder die mir auffallen: 




Wenn etwas langweilig angeordnet ist, hilft es manchmal schon, die Perspektive zu wechseln, um ein interessantes Bild zu erhalten.


Ohne diese kleine "Unperfektheit" hätte ich dieses Haus vermutlich niemals fotografiert. 




Warum Land Art?


Ich gehe noch einmal näher auf "Land Art" und dessen Vergänglichkeit ein, bezogen auf den Künstler Andy Goldsworthy

“There was another snowfall last night, so the line had gone white. I turned the tree black by rubbing mud into it. So yesterday’s black line had become a white line today. Those changes to the work produce another idea or another work. It’s never the object I make that has been of interest, but how it taps into the things that flow through a place and change a place. It’s a window into the processes that make that place what it is.







Goldsworthy sieht "Vergänglichkeit" als eine Chance. Denn immer dann, wenn etwas vergeht, kann etwas Neues entstehen oder von ihm gebildet werden. Aus dem letzten Ergebnis kann sich ein neues, vielleicht besseres formen lassen. 

Auch wenn manche Kunstwerke nur wenige Minuten oder Stunden leben, kann er sie durch das Mittel der Fotografie einfangen und somit eine Unsterblichkeit imitieren.


Goldsworthy hat ein Gespür für Zeiten; sogar für Vergangenes: 
 “It’s interesting having to deal with the objects’ live past. That’s something I feel very strongly everywhere I work in Scotland. You can feel the presence of the people who have lived, worked, died in those places. Their memory is ingrained in every rock and tree and field. It’s a very tangible sense of the presence that’s made evident in the stuff that I work with.” 

Er fühlt sich oft näher zur Natur hingezogen oder mit ihr verbunden, als mit seinen Mitmenschen. 

"It’s not enough for me to just look at something. I don’t want to be a spectator, I want to be a participant. I don’t understand something until I’ve worked with it and actually made something out of it.”  
“Seeing the intensity with which the very young discover the world… It’s not enough for a child to look, they have to touch to start seeing things for what they really are. That’s what I try to do, too. I am not going to accept that it’s water; I want to know it’s water; I’m going to put my hand in it.”
"The ephemeral works are done in the spirit of discovery and experimentation. It’s like nourishment. If ephemeral works are putting things into your account, the permanent works are, in a sense, taking it out. It’s a good thing to have that movement of feelings and understandings."
Sogar seine "permanenten" Arbeiten verändern sich im Laufe der Jahre. Bäume, die er mit in seine Kunst einbezogen hat, wachsen und altern. Aber genau das ist es, was es seiner Meinung nach spannend macht, meistens übertreffe es das Original. 
"you’re working against time. There’s all these tensions that you engage with. I don’t subscribe to this idea that the landscape is this wonderful, therapeutic, relaxing place to be in. For me it is in-tense, and tense to work with. That tension is what I’m trying to understand. And when you start making your work, you create a tension, as well.”
“Repetition is very important. I return to the same places many, many times over. Each time I am shown a different aspect of it." 
Is he finding that as he ages, the physical demands of his art are changing the work itself? “Not yet. I’m still leaping around, but I’m 56, so I have to deal with that. We all have to deal with loss, and the older we get, the more loss that occurs, and that affects how I see things. Yes, there is a deep sense of loss when I make a beautiful piece of work that then collapses, or decays, or floats away, but what I’ve been trying to say is that I’m seeing the sense in that. There’s a depth to some of the things I make now that I wouldn’t have been able to touch on earlier in my life. One of the great things about art is that it can reflect a person’s whole life. I hope that as I get older that I can work with that in a way that reflects into what I make. I’ll just have to see.” 

Zusammenfassung "Warum Land Art"

- Es geht nie um das Objekt selbst, sondern darum wie es sich an einen Ort anpasst, wie es den Ort verändert

- Aus einem umgesetzten Projekt kann sich eine neue Idee entwickeln, deshalb ist Vergänglichkeit nichts Schlimmes

- Seine Arbeit definiert sich durch das greifbare Gespür für die Gegenwart

- Er versteht Dinge erst wenn er mit etwas gearbeitet hat und etwas daraus gebildet hat

- Vergänglichkeit ist sogar in seinen "permanenten" Arbeiten zu sehen -> Bäume altern,.. Aber gerade dieser Aspekt fasziniert ihn so sehr; manchmal übertreffe diese Alterung das Original

- er schafft Spannung an diesem Ort. Die Arbeit ist intensiv, allein schon weil man gegen die Zeit arbeitet

- Wiederholungen sind wichtig. Es ist wichtig, mehrmals an den gleichen Ort zu gehen und sich mit immer anderen Aspekten zu beschäftigen

- Jahreszeiten beeinflussen das Ergebnis

- Soll das ganze Leben des Künstlers widerspiegeln




Symmetrie:


Aus dem Griechischen übersetzt heißt Symmetrie »einander zugemessen«, »Spiegelungsgleichheit« oder »wechselseitige Entsprechung von Teilen in Bezug auf Größe, Form oder Anordnung«. Einfach ausgedrückt ist Symmetrie demnach die Gleichheit der Teile.

Was den meisten Ergebnissen von "Land Art" gemein ist, ist die Symmetrie. Diese ist auch ein Teil der Attraktivitätsforschung, mit der sich Psychologen, Neurowissenschaftler und Verhaltensforscher beschäftigen. 

Dabei wird zum Beispiel untersucht, ob ein Gesicht durch Symmetrie attraktiver wird. Die Ergebnisse sind jedoch nicht ganz eindeutig. In einigen Studien werden symmetrische Gesichter als attraktiver wahrgenommen, in anderen dagegen schneiden perfekt symmetrische Gesichter nicht besser ab als weniger symmetrische. Konsens besteht allerdings darin, dass höhergradige Asymmetrien der Schönheit eines Gesichtes abträglich sind.

Symmetrie kommt in so ziemlich allen Lebensbereichen vor. Beispielsweise in der Sprache als Palindrom, die sowohl vorwärts, als auch rückwärts lesbar sind. (Bsp.: Hannah, Maoam, nurdugudrun)Sie ist auch in der Mathematik, Kunst und Natur zu finden. (Symmetrie wird auch "Kunst der Natur" genannt)

Was man in der Natur an Symmetrien findet (der Kern jeder Frucht, die Reihenfolge der Blüten oder das Facettenauge einer Fliege) wird künstlich vom Menschen nachgebaut. (Bspw. in der Werbung, Logos, etc..)






Warum empfindet der Mensch das Prinzip der Gleichheit jedoch als schön und harmonisch?  
Es scheint nicht die Gleichheit der Teile an sich zu sein, was die Symmetrie schön macht, sondern das Bild »eines Ganzen«, welches im Betrachter hervorgerufen wird. Die besondere Anordnung der Teile spielt dabei eine funktionelle Rolle, da das Auge sich bei symmetrischen Gebilden nicht im Detail verliert, sondern das Gesamtbild als solches leicht erkennt. In der Symmetrie steht kein Teil losgelöst für sich, sondern stets in einem Gesamtzusammenhang mit den anderen, wodurch ein Bild der »Einheit« aller Teile hervorgerufen wird. Das geschieht über das Ordnungsprinzip in der Symmetrie, mithin über die Gleichheit der Teile. Die Schönheit der Symmetrie liegt also darin, dass im Betrachter ein Bild der Vollkommenheit und Einheit hervorgerufen wird. Eine Unregelmäßigkeit oder Ungleichheit der einzelnen Teile senkt den Grad der Symmetrie und wird als unproportioniert, unharmonisch und unvollkommen empfunden, da das Auge sich im Detail verliert und den Gesamtzusammenhang nicht herstellen kann. Das Prinzip der Symmetrie, welches durch die Gleichheit der Teile zum Ausdruck kommt, ist unmittelbar mit der Eigenschaft der Schönheit verbunden. Symmetrie ist ein Schönheitskriterium. Die Fähigkeit der Zusammenschau aller Einzelteile zu einem Gesamtbild, zu einer Vollkommenheit ruft im Betrachter die Empfindung des Schönen und Geordneten hervor.Das Mysterium der Schönheit scheint so über den Umweg der Symmetrie auf eine einfache Art und Weise gelöst zu werden: Schönheit ist Symmetrie. Ist dieser Rückschluss so zulässig? Kann mit dem Ordnungsprinzip der Symmetrie das Mysterium der Schönheit vollständig erfasst werden? Ist das Prinzip der Gleichheit der Teile der Schlüssel zur Schönheit, und ist nur das schön, was symmetrisch ist? Eine Bejahung dieser Frage würde heißen, dass Asymmetrie grundsätzlich unharmonisch und hässlich ist. Ist es ausschließlich die Gleichheit der Dinge und Teile, wie sie in der Symmetrie zum Ausdruck kommt, die Erscheinungen schön macht? Kann Gleichheit das Grundprinzip der Schönheit sein? Hat nicht auch das Ungleiche, das Asymmetrische einen bestimmten Reiz? Ist es nicht gerade das Besondere und das Andersartige, was die Einmaligkeit aller Dinge ausmacht und von dem ein wesentlicher Reiz des Lebens ausgeht? Ist nicht vielmehr die Einmaligkeit jeder Erscheinung, das Individuelle jedes Menschen der eigentliche Schlüssel zur Schönheit?
Durch kleine Asymmetrien gewinnen Gesichter nicht nur an Menschlichkeit, sie gewinnen an Qualität. Diese Individualität, auch wenn sie eine Unperfektion ist, wie im Falle von Cindy Crawford (Schönheitsfleck als Markenzeichen), steigert die Attraktivität. Schönheit scheint eben nicht nur Symmetrie zu sein, denn gerade durch die Symmetrie wird die Individualität und Einmaligkeit des einzelnen Bestandteils durch die alles übergreifende Ordnung der Gleichheit unterdrückt. Wahre Schönheit hat Kontakt zur Asymmetrie (Irrationalität). Schönheit scheint weder die absolute Perfektion der Symmetrie noch die völlige Ungleichheit und Asymmetrie einer Erscheinung zu sein. Schönheit ist die augenfällige Symmetrie mit einer Pointierung der Asymmetrie.
Während die Symmetrie ein Ideal hinter den tatsächlichen Formen ist, ist die Asymmetrie real. Beide Prinzipien sind voneinander nicht zu trennen. Während in der Antike vor allem die Symmetrie und das Ebenmaß als das Abbild des Guten, Wahren und Schönen galt, so ist die Anerkennung der Asymmetrie als ein grundlegendes Muster der Welt in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Beide Prinzipien stellen Gegensätze dar und müssen dennoch, jedes für sich, als fundamentales Muster unserer Welt anerkannt werden. Es stellt sich schließlich jedoch die Frage, welches Prinzip als Grundmuster der Natur betrachtet werden darf. An dieser Stelle eröffnet sich ein Dilemma: Ist es nun die Gleichheit oder die Einmaligkeit, die Symmetrie oder die Asymmetrie, die Ordnung oder das Chaos, welches die Schlüsselrolle bei der Erklärung der Schönheit spielt? Der Begriff des Schönen scheint hier wieder so ungreifbar wie anfangs.





Symmetriegesichter:





Nach einigen Experimenten zum Thema Symmetrie in Gesichtern im Bezug auf Schönheit, musste ich feststellen, dass man aus beinahe jedem Gesicht eine schöne, bzw. eine nicht so schöne Hälfte herausziehen kann. 


Ich befragte einige Personen, ob sie in den folgenden Fällen Symmetrie oder Asymmetrie bevorzugten und 77,778 % stimmten dafür, dass sie die symmetrischen Gesichter bevorzugten. 






Das perfekte Gesicht:



Bei der Beschäftigung mit dem Thema Schönheit stieß ich auf die Marquardt-Maske. Diese berechnet Schönheit mathematisch und zeigt auf, dass es kein Zufall ist, wenn ein Gesicht als attraktiv oder unattraktiv empfunden wird. Schönheit sei definierbar. 





Was genau macht ein schönes Gesicht aus? Zusammengefasst sind es 6 Säulen, die ein Gesicht attraktiv aussehen lassen. 


Die 6 Säulen eines schönen Gesichtes:
  • Symmetrie der Gesichtszüge
  • hochgezogene, äussere Augenbrauen (der äussere Punkt der Augenbraue muss höher liegen als der innere)
  • grosse, symmetrische Augen
  • dünne Nase
  • ovaler Gesichtsform (hohe Wangenknochen, volles Mittelgesicht)
  • volle Lippen

PHI – die geheime Formel der SchönheitEs ist also möglich, eine mathematische Formel für Schönheit aufzustellen:
Die Zahl PHI ist eine Konstante mit dem Wert 1.681… und kommt in der Natur fast überall vor. Sie ist das Geheimnis, warum Dinge in der Natur als schön und harmonisch angesehen werden. Immer wieder stößt man auf dieselben Proportionen.PHI beschreibt die Verhältnisse von Linien, Mustern und Grössen zueinander. Umso häufiger diese Proportion vorhanden ist, umso harmonischer wird ein Objekt, eine Pflanze, ein Tier oder ein Gesicht empfunden.Bei einem “perfekten” Gesicht finden wir diese Konstanz der Proportionen  überall: die Breite der Nase zur Breite des Gesichtes, Augenbraue, Verhältnisse Ober- zu Unterlippe etc..Der amerikanische Arzt Dr. Stephen Marquard hat diese Verhältnisse auch für das menschliche Gesicht genau untersucht und beschrieben. Entstanden ist hieraus die “Marquard Maske” oder auch “goldene Maske”:Er konnte feststellen und nachweisen, dass ein Gesicht dann als besonders schön empfunden wird, wenn die Verhältnisse von PHI überall vorhanden sind. Macht man diese Verhältnisse grafisch sichtbar, so ergeben sich Linien und Winkel im Gesicht, wie sie in der “goldenen Maske” verdeutlicht sind. Die “goldene Maske” ist sozusagen das “perfekte” Gesicht. Übrigens ist dieses Verhältnis auch das Geheimnis einer perfekten Lippe, einer perfekten Augenbraue oder Nase.Diese beschriebenen Verhältnisse gelten unabhängig von ethnischen Unterschieden und sind gleichsam gültig für asiatische, europäische oder afrikanische Gesichter.

Diese Maske nutzte ich, um die mathematisch berechnete Schönheit mit der empfundenen Schönheit zu vergleichen. Hierfür setzte ich zunächst 17 Personen, die ich einmal fotografiert hatte, digital die Marquard-Maske auf. Hier nun 4 Beispiele, um das Prinzip zu erläutern:






Im nächsten Schritt fertigte ich einen Graphen an, der verschiedene Gesichtsbereiche in ihren Übereinstimmungen und Abweichungen mit der Maske misst, um letztendlich die Schönheit zu berechnen. 


Je mehr Übereinstimmungen die Personen mit der Maske hatten, desto besser war ihre Bewertung (im Schulnotensystem). Keine Übereinstimmung erhielt die Note 6 für diese Gesichtspartie.


 




Anschließend machte ich eine Umfrage über die empfundene Schönheit dieser 17 Personen. Ich zeigte den Teilnehmern nicht die Fotos über die Passgenauigkeit der Maske, sondern die Fotooriginale. Sie mussten die Personen nach ihrer Schönheit den Schulnoten 1-6 zuteilen. 


Die empfundene Schönheit: (von links nach rechts zu lesen)
Hierbei war es vor allem interessant, dass die meisten Befragten nicht bemerkten, dass ich symmetrisch bearbeitete Gesichter mit untergeschmuggelt hatte. Ebenfalls interessant, dass zwei der drei Symmetrie-Gesichter unter die Top 5 gevotet wurden.






Um die empfundene Schönheit mit der mathematischen Schönheit zu vergleichen, errechnete ich anhand des Graphen die Passgenauigkeit der Gesichter an die Maske und ordnete sie dementsprechend an. 




Die Nichtüberinkunft einiger Ergebnisse hängt zum Einen damit zusammen, dass meine Einordnung der Passgenauigkeit sehr subjektiv ist. Wenn Augenbrauen nicht die Augenbrauen der Maske berührten, wurden sie mit 6 bewertet. Hatten sie aber wenigstens die "richtige" Form, so erhielten sie gegebenenfalls eine bessere Note. So würde also bei jedem, der diese Wertung macht vermutlich ein alternatives Ergebnis herauskommen. Zum Anderen wurden Gesichter als sehr schön empfunden, auch wenn sie in einigen Punkten nicht mit der Maske übereinstimmten. Das riss den Schnitt in eine völlig andere Richtung. Beispielsweise folgende Person: Sie wurde bei der empfundenen Schönheit auf Platz 2 gewählt, während sie bei der Maskenschönheit den letzten Platz erhielt. Legt man die Maske über ihr Gesicht, so ist leicht zu erkennen, dass ihre Augen "zu weit" unten liegen und ihre Wangen und Augenbrauen nicht einmal annähernd in die Maske passen. Dennoch wird sie als schön empfunden.



Fazit ist also: Man kann auch schön sein, ohne in eine vorgefertigte Form zu passen. Menschen, die allerdings hineinpassen, werden häufiger und extremer als schön empfunden als andere. Andersherum gilt: Man ist nicht automatisch schön, nur weil man mathematisch ein schönes Gesicht hat. 

https://www.youtube.com/watch?v=N4fUjzqCC-8



Spielereien:





Schriftentwicklung:


Nachdem ich mich lange mit Schönheit und Symmetrien beschäftigt habe, wollte ich aufgrund der Erkenntnisse "Symmetrie ist schön, Asymmetrie macht es aber interessanter" eine Schrift entwickeln.

Die Buchstaben sollten theoretisch spiegelbar sein, praktisch aber mit der Hand umgesetzt werden, um kleinen Fehlern Raum zu geben. 



Die mit einer Kalligraphie Feder geschriebenen Buchstaben wurden mit Illustrator nachgezeichnet und anschließend in ihre Konturen aufgeteilt.




Nachdem ich mich mit der Marquard-Maske beschäftigt hatte (Theorie: Schönheit ist mathematisch berechenbar), war ich sehr interessiert daran, zu sehen wie gut mein Gesicht in diese Maske passt. Letztendlich passte es nach meinen vorher festgelegten Maßstäben relativ gut, wodurch die Frage: "Bin ich jetzt schön?" aufkam?









Weitere Vorgehensweise? 

Da die Frage nur subjektiv beantwortbar ist, würde ich gerne eine Kampagne starten, in dem ein sauber fotografiertes Portrait eine Maske aufgesetzt bekommt. Bspweise eine Plakatserie, die am Ende wirklich ausgestellt werden soll bzw. in Glaskästen hängen soll, um zum Nachdenken anzuregen. Typografisch möchte ich noch weiter experimentieren. Vielleicht sogar eine außergewöhnlichere Lösung schaffen, wie Ambigramme. 

(Als Ambigramm (vom lateinischen ambo = beide und dem griechischen gramma = Schrift) bezeichnet man gemeinhin einen Schriftzug oder ein symmetrisches Symbol, welcher bzw. welches um einen bestimmten Winkel (meist 180°) gedreht wiederum den gleichen Schriftzug oder das gleiche Symbol ergibt. Im wörtlichen Sinne handelt es sich also um Schrift, die von beiden vorgegebenen Blickwinkeln aus gelesen werden kann.)







Erste Versuche:






Wie könnte ein Plakat aussehen?

Worauf will ich aufmerksam machen? 

1) Darauf, dass man nicht in eine Maske gequetscht werden muss, um schön zu sein. (Bsp. Leonie: Mathematische Schönheit = Schulnote 5, empfundene Schönheit = Schulnote 2)

2) Darauf, dass wir alle "Schönheitsbesessen" sind (Beleg wäre das sofortige Ausprobieren der Gesichtspassung in die Maske) -> Beispielsweise einen Link auf das Plakat platzieren und einen Zähler einbauen, wie oft die Maske benutzt wurde. Oder Umfragen starten, wie oft Menschen, die von der Maske erfahren, diese auch ausprobieren wollen

3) Weder Gesicht, noch Maske auf den Plakaten zeigen, sondern Statistik, die zeigt wie man andere immer schöner findet, als sich selbst?! 

Erste Umsetzung des Plakates (erstmal nur Gesicht und Text)







Mit Information und Code, der zur Maske führen könnte:



Fragestellung: Lieber gesellschaftskritisch Menschen die Maske testen lassen oder lieber auf "emotionale" Art und Weise den Menschen zeigen, dass sie schön sind und sich nicht ständig vergleichen müssen?!




Gesichtersammlung:

Um die Gesichtsbewertung zu neutralisieren, fotografierte ich acht Personen mit einem einheitlichen Hintergrund und legte ihnen die Marquard-Maske digital auf. Anhand verschiedener Eckpunkte bewertete ich ihre Gesichter im Schulnotensystem.






Mit aufgesetzter Maske:






Die Graphen, die die Anpassung an die Maske zeigen:







Erste Versuche, das Ergebnis visuell umzusetzen ("schön" und "nicht schön" laut Maske werden räumlich getrennt: 







Methoden um Schönheit zu bestimmen:



Schönheitsideal:  
Bevor man Methoden entwickelt um Schönheit zu bestimmen, muss man wissen, was Schönheit für Menschen und Epochen eigentlich bedeutet/e:
Ein Schönheitsideal ist eine bestimmte Vorstellung von Schönheit innerhalb einer Kultur. In der Regel bezieht sich der Begriff auf das Aussehen des menschlichen Körpers und Gesichtes. Auf Kleidung, Schmuck oder Frisur bezogene Schönheitsvorstellungen werden als Mode bezeichnet; die beiden Begriffe überschneiden sich jedoch.

Universelles Schönheitsideal: 
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Schönheitsideale grenzenlos wandelbar wären. Während beispielsweise in der Renaissance ein Doppelkinn als sexuell attraktiv galt, begründet es heute nicht selten den Gang zum Schönheitschirurgen. Auch das jeweils als ideal angesehene Körpergewicht schwankt im Vergleich der Kulturkreise und Epochen enorm. Die Ansicht, dass sich Schönheitsideale in völlig beliebiger Weise entwickeln, ist deshalb weit verbreitet. Demgegenüber verweist die Attraktivitätsforschung darauf, dass die jeweiligen Schönheitsideale bei aller kulturellen Variabilität durchaus auch Gemeinsamkeiten aufweisen. Ihren Erkenntnissen zufolge gründet sich menschliche Schönheit zumindest teilweise auf definierbare Faktoren, die einem relativen Konsens zwischen Individuen und Kulturen unterliegen und biologisch verankert sind – wie etwa die Makellosigkeit der Haut. Schönheitsideale enthalten demnach einen überindividuellen und überkulturellen „harten Kern“ – aus dem sich etwa die Tatsache erklären lassen könnte, dass manche Schönheitsikonen vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende, wie beispielsweise die Venus von Milo oder Raffaels Madonnen auch von heutigen Menschen als schön empfunden werden. Jüngere Forschungen deuten darauf hin, dass Schönheitsempfinden eine deutliche genetische Komponente besitzt. Die evolutionsbiologische Erklärung für Schönheitsideale ist, dass empfundene Schönheit mit evolutionär vorteilhaften Eigenschaften korreliert. So wurde in Experimenten und Befragungen ermittelt, dass in allen Kulturen Frauen mit einem kulturspezifisch idealem Taille-Hüft-Verhältnis von den Testsubjekten als schön angesehen werden, so beispielsweise in afrikanischen Regionen mit Nahrungs-Unterangebot eine Fettleibigkeit mit betont großem Hüft- und Hintern-Umfang. Symmetrie wird als schön empfunden und ist gleichzeitig ein medizinisches Indiz für Gesundheit. Auch gibt es Hinweise, dass hinsichtlich der Schönheit von Gesichtern ein goldener Schnitt existiert. So seien ein vertikaler Abstand zwischen Augen und Mund von 36 % der Gesichtslänge und ein horizontaler Abstand zwischen den Augen von 46 % der Gesichtsbreite ideal. Diese Proportionen entsprechen dem durchschnittlichen Gesicht, welches zudem, ähnlich wie Symmetrie, Gesundheit signalisiert. Manche Wissenschaftler halten deswegen die Auffassung von Schönheit als kulturellem Konstrukt für einen Mythos.



Marquardts Maske:

Schönheitsdefinition:
Die Kombination eines starken positiven Gefühls und eines hohen Grades der Anziehungskraft im Betrachter 

Bedürfnis:
Seit Jahrtausenden beschäftigt sich der Mensch mit Schönheit und hat viele Versuche gestartet, das perfekte Gesicht abzubilden. MBA (Marquardts Beauty Analysis) hat nach jahrelanger Analyse festgestellt, dass das perfekte Gesicht einer mathematischen Konstruktion zugrunde liegen muss. 
Das Bedürfnis ein schönes Gesicht zu definieren ist biologischer Natur.

Ziel: 
Die Form eines perfekten, idealen Gesichtes zu verstehen und messen zu können.

Mittel:
Bereits bekannte Maße verwenden (Goldener Schnitt, Symmetrie, Harmonie)

Problem: Viele finden Marquardts Maske überzeugend, vor allem Schönheitschirurgen orientieren sich daran. Allerdings kommen in Verbindung mit der Maske auch einige Probleme auf und man sagt ihr nach, dass sie fehlerhaft sei. Beispielsweise sei die Maske für Nicht-Europäer weniger geeignet. Des Weiteren zeige die Maske die "perfekte" Form für ein maskulines weibliches Gesicht, wohingegen eine große Mehrheit ein weibliches Gesicht bevorzuge. Frauen, die sich also anhand der Maske schönheitsoperieren lassen, würden einem falschen Schönheitsideal hinterherstreben. 

Resultat: Marquardts Maske beschreibt am besten die Gesichtsproportionen "vermännlichter" weißer Frauen, häufig Fashion Models. Sie beschreibt aber nicht die "ideale" Gesichtsform für Frauen, da die optimalen Präferenzen der großen Menge andere sind, vor allem im Bezug auf Weiblichkeit. 



Das Mischen vieler Gesichter:

Psychologen der schottischen Universität St. Andrews sind nach jahrelangen Studien einem uralten Prinzip der Schönheit auf die Spur gekommen: der Symmetrie, der Ausgewogenheit von linker und rechter Gesichts- und Körperhälfte. So kopierten sie an einem Computer zahlreiche Frauengesichter übereinander, bis ein einziges Antlitz entstand; ein perfektes Durchschnittsgesicht, ebenmäßig, harmonisch, mit glatter Haut. Dieses wurde von allen befragten Versuchspersonen als deutlich attraktiver bezeichnet als jedes der Einzelbilder. Um zu prüfen, ob solch eine Vorliebe angeboren oder anerzogen ist, wiederholten englische Forscher die Tests mit drei- bis sechsmonatigen Kleinkindern. Tatsächlich schenkten diese den ausgewogenen Kunstgesichtern wesentlich mehr Aufmerksamkeit als den individuellen.
Zuviel des SchönenUns modernen Menschen sind in jüngster Zeit allerdings zu viele Standardschönheiten begegnet, auf Werbeplakaten und in TV-Spots und in unsere Umwelt; sie haben an Magie verloren. Die Wissenschaftler der Universität St. Andrews bestätigen dies. Sie haben festgestellt, dass sich die empfundene Schönheit der übereinander kopierten Gesichter noch steigern ließ, wenn sie minimale Brüche in das Endergebnis einbauten - die Augen ein wenig zu groß, ein Leberfleck hier, eine kleine Narbe dort. 
Eine Erkenntnis, die auch Immanuel Kant schon vor 230 Jahren vertraut war: "Das Mittelmaß scheint das Grundmaß und die Basis der Schönheit, aber noch lange nicht die Schönheit selbst zu sein, weil zu dieser etwas Charakteristisches erfordert wird."












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